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Beschwingter Auftakt der »Classix«-Festivalwoche

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Brachten „Fandango“ von Luigi Boccherini zu Gehör: (v.l.) Corey Cerovsek (Violine), Christel Lee (Violine), Ismo Eskelinen (Gitarre), Lilli Maijala (Viola) und Trey Lee (Violoncello).
Brachten „Fandango“ von Luigi Boccherini zu Gehör: (v.l.) Corey Cerovsek (Violine), Christel Lee (Violine), Ismo Eskelinen (Gitarre), Lilli Maijala (Viola) und Trey Lee (Violoncello). © Kus

Kempten – Beim Eröffnungskonzert des diesjährigen Festivals der Kammermusik wurden bereits die typischen Zutaten für dieses mittlerweile weit über Kempten hinaus bekannte Klassik-Event der Kammermusik auf den Tisch gebracht:

 Ein Ländermotto, viele gutgelaunte und engagierte Musiker auf der Bühne und unerhörte Preziosen aus der Musikgeschichte bis zur Gegenwart.

Unter einem zumeist länderbezogenen Thema werden vom künstlerischen Leiter Oliver Triendl unbekannte, aber lohnende Musikstücke aus den Nischen der Musikgeschichte ausgegraben und mit Musikern aus aller Welt, die Triendl aus seinem umfangreichen Netzwerk aussucht und einlädt, in einer Woche öffentlichen Probens erarbeitet und in sechs Konzerten vorgetragen. Dabei gehört zum Konzept, keine Musiker mit einer großen Solokarriere und auch keine ganzen Ensembles einzuladen, sondern einzelne Musiker, die sich oft noch nicht kennen und hier dann zum ersten Mal zusammenspielen. Daraus ergeben sich auch für die Musiker spannende Konstellationen und Interaktionen, die im Idealfall auf die dargebotenen Stücke und das Publikum in besonderer Weise ausstrahlen.

Beim Konzert am Sonntagabend im Kemptener Stadttheater sprang der Funke dieser Idee bereits über, es wurde ein buntes, unterhaltsames und kurzweiliges Konzert, ganz so, wie man dies beim Stichwort Italien erwarten mag. Eine locker von einem Streichquartett, einer Flöte, einer Oboe und einem Klavier dargebotene Polka von Saverio Mercadante erzeugte bereits zu Beginn des Konzerts entspannt italienisches Flair, wie es 1850 auf italienischen Bühnen geklungen haben mag. In der gleichen Leichtigkeit ging es dann mit Luigi Boccherinis sechzig Jahre früher komponiertem Fandango aus seinem Quintett in D-Dur für Streichquartett und Gitarre weiter.

Interessant wie die Gitarre des finnischen Musikers Ismo Eskelinen als selten gehörtes Instrument auf Kemptens Bühne zusammen mit den Perkussionszutaten Sistrum und Kastagnetten eine Brücke von Italien zur damaligen Musik Spaniens schlägt. Danach zwei mehrsätzige Stücke, die Serenade in D-Dur von Leone Sinigaglia und das Klavierquintett in f-moll von Ottorino Respighi. Beide Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts geschrieben, geben aufschlussreiche Einblicke in die klassische Technik und das romantische Empfinden zweier Komponisten, die in ihren Werken einen Kontrapunkt zum Belcanto ihrer berühmten Landsleute setzen wollten.

Zwischen diesen längeren Werken stellt sich die diesjährige Composer-in-Residence Virginia Guastella mit einem eigenen Stück vor. Aus Fragmenten von Maurice Ravels Klaviertrio leitet sie ein eigenes Klaviertrio ab, das aber mit seinen zeitgenössischen Stilmitteln keine hörbare Verwandtschaft zu seiner Vorlage mehr aufweist. Trotzdem hat gerade dieses 2016 komponierte Stück seinen Reiz, da es den Endpunkt einer musikalischen Entwicklung aufzeigt, die italienische Kammermusik über zweihundert Jahre genommen hat.

Ein »Farbtupfer« zum Schluss

Verteilt zwischen den Stücken waren die Grußworte von Dr. Franz Tröger als Vertreter des Freundeskreis Classix-Konzerte e.V., von Oberbürgermeister Thomas Kiechle und ganz zum Schluss von Oliver Triendl, der zugleich den letzten Farbtupfer des Konzerts ansagte, als Zugabe eine Umarbeitung eines Duetts aus der Rossini-Oper „Moses in Ägypten“. Die lebhafte Interpretation vor allem des „Assistenzflötisten“ an der Oboe machte neugierig auf die weiteren fünf Konzerte dieses Festivals ab dem heutigen Mittwoch bis zum Sonntag jeden Abend.

Jürgen Kus

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