Luise Adolpha Le Beau: Streichquintett c-Moll op. 54
Konzert V – Sonntag, 01.10.2017, 17:00 Uhr, Theater in Kempten
Luise Adolpha Le Beau (1850-1927): Streichquintett c-Moll op. 54 (1900) für 2 Violinen, Viola, Violoncello und Kontrabass
Die aus einer badischen Hugenottenfamilie stammende Luise Adolpha Le Beau begann ihre musikalische Karriere als Frau nach üblichem Muster: Sie studierte Klavier und Violine (in Mannheim und Karlsruhe), betätigte sich als konzertierende Pianistin und Lehrerin und bildete sich in München bei Joseph Rheinberger und Franz Lachner kompositorisch weiter. Wenn sie mit ihren vielfach großformatigen Werken beachtliche Erfolge erzielen konnte, dann verdeckt das die lebenslangen Kämpfe mit Agenturen und Veranstaltern um Anerkennung, denen sie in den letzten Jahren an ihrem Wohnsitz Baden-Baden weitgehend zurückgezogen lebend auswich. Die zunehmende Präsenz im Konzertleben, die nahezu vollständige Veröffentlichung ihres kompositorischen Schaffens und die unbedingte Anerkennung, vor allem aber die sachkundigen Rezensionen ihrer durchwegs hochwertigen Arbeiten hätten ihr Mut machen können, gegen Ende ihres Lebens nicht zu resignieren. Eine gönnerische, wenngleich anerkennende Kritik wie die des so berühmten wie bissigen Eduard Hanslick aus Wien ist nur aus der frauenfeindlichen Atmoshäre des seinerzeitigen Musikbetriebs zu verstehen: »Die großen Formen der Kammermusik, welche Fräulein le Beau als die erste ihres Geschlechts kultiviert, erzwingen unsern Respekt …, rechtfertigen aber auch manche Besorgnis. Denn sie bringen eine nicht reiche Erfindungskraft notwendig in Gefahr, breit und redselig zu werden.«
In der Besetzung des Schubert-Quintetts mit zwei Celli ist im Jahr 1900 ein Werk entstanden, das trotz seiner Qualitäten erst 2010 zur Veröffentlichung gekommen ist. Dieser Edition hat Regine von Lühmann im Blick auf Quintette von George Onslow als Alternative zum zweiten Cello eine Stimme für Kontrabass arrangiert. In dieser Fassung kommt das Werk bei CLASSIX Kempten zur Aufführung. Die Herausgeberin Barbara Gabler hat der Edition folgenden Text mitgegeben: »Der 1. Satz ist gekennzeichnet durch melodischen Schwung und modulationsreiche Harmonik. Die Komponistin wählt als Formtyp den Sonatensatz, wobei sie besonders an der Veränderung von Gepflogenheiten interessiert ist und beispielsweise das zweite Thema nicht kontrastierend wählt. Dem zweiten Satz, einem ausgedehnten kantablen Adagio in dreiteiliger Liedform, folgt eine im Verhältnis zu den übrigen Sätzen kurze Mazurka. Dieser Tanz hebt sich nicht nur durch seine Kürze von den anderen Sätzen ab, sondern auch dadurch, dass er in seiner Form belassen ist – einfach eine Mazurka – und weniger ein Modell, an dem die Komponistin ihre eigenen Ideen entwickelt oder eine Folie, die sie mit ihrem persönlichen Stempel versieht.
Der Schlusssatz spielt mit der Verschränkung von Fuge und Sonatensatz. Kontrapunktische Satztechnik steht im Vordergrund. Das Werk schließt mit einer Reminiszenz an den Beginn. Weitere thematische Bezüge schaffen Verbindungen zwischen den einzelnen Sätzen. In ihrer Dissertation widmet Ulrike B. Keil dem Quintett eine ausführliche Analyse.«
Von einem »bewegten und bewegenden viersätzigen Opus« spricht anerkennend die neue musikzeitung nmz. »Es atmet erfrischende, fließende Melodik, bringt mutige harmonische Wendungen und spart nicht mit fortdrängenden rhythmischen Akzenten. Das geschickt ineinandergreifende musikalische Gewebe ist auf die fünf Stimmen wohlverteilt. Ein Kontrabass, ein Cello ersetzend, könnte das Klangvolumen sogar noch erweitern« – was beim Festival geschieht.