Sofia Gubaidulina: ›Klänge des Waldes‹ für Flöte und Klavier
Konzert III – Freitag, 29.09.2017, 20:00 Uhr, Theater in Kempten
Sofia Gubaidulina (*1931): ›Klänge des Waldes‹ (1978) für Flöte und Klavier
»Das Wesentliche der Seele geht über ins Werk« (Sofia Gubaidulina über ihren Kompositionsprozess)
»Die tatarisch-russische Herkunft hat sie nach eigenem Bekunden zur Offenheit und Unvoreingenommenheit gegenüber anderen Kulturen erzogen; hinzu kamen die Prägung durch jüdische Lehrer und die frühe Begegnung mit deutscher Kunst. Entscheidend für die persönliche Entwicklung und für das Selbstverständnis als Komponistin war die Hinwendung zum christlichen Glauben – ein Schritt, den Gubaidulina bewusst vollzog und vor ihrer sowjetischen atheistischen Umwelt ebenso bewusst verbarg.«
Diese Grundpositionen einer Entwicklung von Dorothea Redepenning in Die Musik in Geschichte und Gegenwart (MGG) beschreibt nur umrisshaft die Basis einer Künstlerin, die erst spät mit ihrem Schaffen in der breiten Öffentlichkeit wahrzunehmen war, nachdem sie jahrelang allen Verlockungen der sowjetischen Kulturbürokratie widerstanden hatte und Schostakowitschs Rat folgte, den von der Examenskommission bemängelten »falschen« Weg weiterzugehen. Aufführungssperren und Druckverzögerungen waren die Folge; der Lebensunterhalt musste mit Filmmusik bestritten werden. Noch 1981 wurde ihr die Ausreise nach Düsseldorf zu einer Ehrung zum 50. Geburtstag verweigert. Erst der unaufhaltsame Strom junger russischer Künstler in den Westen, die allesamt zeitgenössische Werke ihrer Heimat im Gepäck hatten, ebnete auch Sofia Gubaidulina den Weg in die Repertoires, zunächst im Westen (hier allen voran bei Gidon Kremer in Lockenhaus) und später auch in Russland.
Damit hat eine der bedeutendsten zeitgenössischen Komponistinnen, die seit den 1990er Jahren in Deutschland lebt, einen adäquaten Platz im Musikbetrieb gefunden. Die Klänge des Waldes sind eine Mischung aus Ton und Stimmungsmalerei, Stille inklusive.