Adriano Guarnieri: The Spirit of the Sea – In Memoria
Konzert II – Donnerstag, 27.09.2018, 20:00 Uhr, Theater in Kempten
Adriano Guarnieri (*1947): »The Spirit of the Sea – In Memoria« (2009) für Flöte und Violoncello
Adriano Guarnieri, geboren bei Mantua, studierte in Bologna bei Giacomo Manzoni, war Leiter des »Nuovo Ensemble Bruno Maderna« in Florenz und unterrichtet nach Stationen in Florenz und Pesaro nun Komposition in Mailand. In Guarnieris Werkliste finden sich etliche literarische Verweise, insbesondere auf Pier Paolo Pasolini wie in der Film-Oper »Medea«, aber auch eine Hommage an Mozart und, deutsch betitelt, »Ein Lied an Gott« für Sopran, zwei Orgeln, Bassflöte und Kammerensemble. Vor allem huldigt Guarnieri in seinen Stücken dem modernen Ensemble mit seinen ungewöhnlichen Besetzungen zwischen zwei und etwa zwanzig Instrumenten, mitunter verbunden mit Elektronik. Erst seit dem Beginn des 21. Jahrhunderts beschäftigt er sich auch vermehrt mit Werken für »grande orchestra« und brachte 2017 seine bereits 5. Symphonie in Mailand zur Uraufführung. Nach jugendlichen Experimenten mit grafischer Notation gewann seine meist seriell bestimmte Musik immer mehr eine spezielle lyrische Aura, die melodische Fügungen und überlieferte Formen nicht mehr ausschließt.
»The Spirit of the Sea – In Memoria« (2009) für Flöte und Violoncello
Den »Geist des Meeres« beschwört das vom nassen Element umflutete musikalische Italien seit den klingenden Meeresstürmen (»La Tempesta del Mare«) der Vivaldi-Zeit immer wieder gerne. Auch die Moderne steht da nicht nach, man denke nur an Berios »Wasserklavier«. Guarnieris Beitrag aus dem Jahr 2009 widmet sich auch »In Memoria« einer nicht näher definierten Erinnerung. Flöte und Violoncello führen hoch virtuose, mit modernen Spieltechniken angereicherte Dialoge, hinter denen gleichsam im Spiegel betrachtete Naturklänge stehen. Das Ende mutet – zumindest gelesen – wie ein Aufschrei an. Oder wie eine aufschäumende Welle.
Gottfried Franz Kasparek