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Gaetano Donizetti: Introduzione per archi D-Dur

Konzert I – Mittwoch, 26.09.2018, 20:00 Uhr, Theater in Kempten
Gaetano Donizetti (1797-1848): »Introduzione per archi« für zwei Violinen, Viola, Violoncello, Kontrabass (um 1820)

Gaetano Donizetti, Portrait von Joseph Kriehube 1842 (Foto Wikipedia, gemeinfrei)Der 1797, im Geburtsjahr Franz Schuberts, in einer Keusche an der Stadtmauer von Bergamo geborene und im Revolutionsjahr 1848 ebendort in einem Palazzo, doch geistig umnachtet gestorbene Gaetano Donizetti hat in seinem von künstlerischen und anderen Leidenschaften getriebenen Leben zwischen seiner Heimat, Wien und Paris sehr viele Noten geschrieben. Vor allem nicht weniger als einundsiebzig Opern, die eine Menge guter Musik beinhalten. Donizetti war neben Rossini und Bellini einer der drei Großmeister der Belcanto-Ära und ist dank seiner Meisterwerke wie der Tragödie »Lucia di Lammermoor« oder der Komödie »Don Pasquale« bis heute einer der Großen der Opernbühne geblieben. Sein musikdramatisches Œuvre ist trotz aller Massenproduktion erstaunlich qualitätsvoll, originell und schlägt eine wesentliche Brücke von den alten Seria- und Buffo-Opern zum Musikdrama Giuseppe Verdis. Zur Überraschung vieler hat dieser vom Komponieren Besessene jedoch neben der aufreibenden Arbeit für die damals florierende Opern-Industrie »all’Italiana« noch Zeit gefunden, für den Konzertsaal und die Kirche tätig zu sein. So entstand ein Komplex von Werken, der völlig zu Unrecht über der Artistik geläufiger Gurgeln vergessen wurde.

»Introduzione per archi« für zwei Violinen, Viola, Violoncello, Kontrabass (um 1820)

Es war sein Lehrer, der aus Bayern gebürtige und der Tradition Bachs und der Wiener Klassik, vor allem Joseph Haydns, verpflichtete Johann Simon (Giovanni Simone) Mayr, welcher den genialen, aus bettelarmen, bäuerlich-proletarischen Verhältnissen stammenden Burschen zu einem strengeren Tonsatz und zur Komposition von Streichquartetten anhielt. Der vom Studium der Werke Haydns begeisterte junge Mann schrieb bis 1821 gleich deren 17, reizvolle Stücke zwischen italienischer Sonatentradition und klassischer Durcharbeitung mit mancher Beschwörung doppelbödiger Stimmung, die an den Altersgenossen Schubert denken lässt.
In diesem Umfeld sind wahrscheinlich auch drei kürzere Stücke für Streichquintett mit Kontrabass anzusiedeln, die bislang nicht exakt datiert werden konnten. Die »Introduzione« mit einer nicht ausgeschriebenen Kadenz für die erste Violine gegen Ende des einsätzigen Werks dürfte eher für eine kammermusikalische denn für eine chorische Besetzung entstanden sein. Der alte Zauber der italienischen Melodie beherrscht dieses Larghetto affetuoso. Das Pathos und die Expressivität der Romantik werden in traditioneller Harmonik gebändigt. »Affetuoso« bedeutet in der Musik ja, von inneren Empfindungen bewegt zu sein – und steht im allgemeinen Sprachgebrauch auch für Zärtlichkeit.

Gottfried Franz Kasparek

 

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