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Nino Rota: Nonett für Bläserquintett, Violine, Viola, Cello und Kontrabass

Konzert III – Freitag, 28.09.2018, 20:00 Uhr, Theater in Kempten
Nino Rota (1911-1979): Nonett (1959-77) für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn, Fagott, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass

Foto: Wikipedia, gemeinfreiDer Mailänder Nino Rota, eigentlich Giovanni Rota Rinaldi, der Enkel eines berühmten Pianisten und selber ein Klavier-Wunderkind, studierte unter anderem bei Alfredo Casella, war später Direktor des Konservatoriums von Bari und Lehrer von Größen wie Riccardo Muti. Als vielseitiger Komponist von Opern, Orchester- und Kammermusik war er ein feinsinniger Neoklassizist. Noblesse, Eleganz und eingängige Melodik zeichnen seine Stücke ebenso aus wie rhythmische Prägnanz und traditionelle, meisterhaft beherrschte Harmonik. Dies sind alles Eigenschaften, welche in der Blütezeit der seriellen Avantgarde nach 1945 Rotas Ruhm als »seriöser« Komponist behinderten, besonders was die Rezeption im Feuilleton betraf. Neben seinem reichen »klassischen« Œuvre hat Rota nicht weniger als rund 150 Filmmusiken, die zu den besten ihrer Art gehören, geschaffen. Nicht nur für seinen Freund Federico Fellini (»La Strada«, »La dolce Vita« u. v. a.) und für andere bedeutende italienische Regisseure wie Luchino Visconti (»Rocco und seine Brüder«) oder Franco Zeffirelli (»Romeo und Julia«), auch für den Italoamerikaner Francis Ford Coppola hat er gearbeitet – die Partitur zum Mafia-Zelluloid-Epos »Der Pate« brachte Rota einen Oscar ein, der ihm kurioserweise wieder aberkannt wurde, da das Hauptthema ein Eigenzitat aus »Fortunella« war. Rotas Meinung dazu hätte zweifellos auch Bach geteilt: »Es gibt keine Plagiate in der Musik. Das musikalische Material ist gemeinsamer Besitz. Wenn es jemand nimmt und sich zu Eigen macht, ist er seinem Vorgänger nichts weiter als Dank schuldig.«

Nonett (1959-77) für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn, Fagott, Violine, Viola, Violoncello und Kontrabass

Rotas Nonett für Bläserquintett, Violine, Viola, Cello und Kontrabass wurde zwischen 1959 und 1977 geschrieben, revidiert, überarbeitet und fasst wie in einem Brennspiegel die klingende Welt des Komponisten zusammen. Der musikalische Salon seiner großbürgerlichen Familie am Ende des 19. Jahrhunderts mit seiner gepflegten, spätromantischen Atmosphäre und leicht morbiden Stimmung, die klassizistische Prägung durch seine Lehrer, die durch die Filme entwickelte Fähigkeit, kurz und prägnant zu formulieren, eine unverwechselbare Art der sensiblen Melodiebildung, das spürbar durch die Töne leuchtende mediterrane Licht – all dies verbindet sich zu einem der elegantesten Werke der Kammermusik im 20. Jahrhundert. Nicht das Neue um jeden Preis, sondern die fortdauernde Suche nach Schönheit und Harmonie in neuer Form war Rotas künstlerisches Credo. Fröhlich mutet das einleitende Allegro an, welches gleich die ganze Virtuosität der Interpretierenden einfordert. Voll dezenter Schwermut ist das Andante erfüllt und auch im Allegro con spirito überrascht nach munterem Beginn ein sehnsuchtsvoller Gesang im Mittelteil. Der vierte Satz, Canzone con Variazioni, ist der längste und kunstvollste. Auf ein folkloristisch wirkendes Lied-Thema folgen fünf Variationen, die in verschiedene emotionale Regionen führen. Das den Thema eigene feine Sentiment wird dabei mitunter lustvoll karikiert. Ein witziges Vivacissimo bildet den schwungvollen Kehraus.

Gottfried Franz Kasparek

 

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