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Elena Firsova, Komponistin

Elena Firsova, Komponistin

Elena Firsova, Komponistin

Elena Firsova stammt aus St. Petersburg (Jahrgang 1950), Vater und Mutter renommierte Physiker. Nachdem die Familie 1956 nach Moskau gezogen war, bekam Elena Klavierunterricht und überraschte als Elfjahrige ihre Familie mit einer ersten Komposition (»Trojka«). Daraufhin empfahl ihr der Komponist Roman Ledenjev, Kompositionsunterricht zu nehmen. Mit der Hilfe von Alexander Pirumov, der ihr zur Vorbereitung die Beschaftigung mit zeitgenössischen Komponisten wie Sergei Prokofieff, Dmitri Schostakowitsch, Igor Strawinskij oder Bela Bartok nahelegte, wurde sie auf eine Fachoberschule aufgenommen. Anschließend studierte sie bei Alexander Pirumov Komposition am Konservatorium. Sie begeisterte sich für Witold Lutostawski und vor allem Anton von Webern, außerdem lernte sie durch ihren Kommilitonen und späteren Mann Dmitri Smirnov die Theorien des Webern-Schulers Philip Herschkowitz kennen. Darüber hinaus freundeten sie sich beide 1974 mit Edison Denisov an und nahmen an seiner Kompositionsklasse teil. Hier konnten sie sich intensiv mit der zeitgenössischen Musikszene auseinandersetzen und besonders auch westliche Komponisten kennenlernen, u.a. begegneten sie Luigi Nono und Henri Dutilleux.

Nach ihrem Abschluss wurde Elena Firsova im Jahr 1976 Mitglied des Komponistenverbandes, wodurch sie in ihrer kompositorischen Tätigkeit materiell abgesichert wurde und gemeinsam mit ihrem Mann spezielle Komponistenhäuser nutzen konnte. Zusätzlich begann sie, Privatunterricht zu geben. Zu dieser Zeit war sie in ihrer kompositorischen Entwicklung bereits gefestigt und selbstständig, und die Dichtungen Osip Mandelstams waren ihr eine wichtige Inspirationsquelle geworden.

Aufgrund ihrer Nahe zu Edison Denisov und der innovatorischen Klangsprache ihrer Musik, die den Forderungen des Sozialistischen Realismus nicht entsprach, blieben Aufführungen ihrer Werke, wie zum Beispiel bei dem Festival »Moskauer Herbst«, lange Zeit ausgeschlossen. Dafür interessierte man sich im Westen zunehmend für ihre Musik; 1979 fand eine Aufführung der »Petrarca-Sonette« beim Festival des WDR »Begegnungen mit der Sowjetunion« in Köln statt. Derartige Kontakte mit dem Westen hatten zur Folge, dass Elena Firsova ebenso wie Dmitri Smirnov und fünf andere Komponisten bei einer Kampagne des Vorsitzenden des Komponistenverbandes, Tichon Chrennikov, gerügt wurde mit der Begründung, dass sie nicht würdig sei, die sowjetische Musik im Ausland zu repräsentieren. Daraufhin wurde diese Gruppe von Komponisten als »Chrennikovs Sieben« bekannt.

Die letzten Jahre vor dem Zusammenbruch der Sowjetunion entwickelten sich aufgrund von allmählichen politischen Veränderungen für Elena Firsova und Dmitri Smirnov sehr erfolgreich; aus dem Ausland floss Geld für ihre Aufführungen, sie begannen zu reisen und ihre Werke wurden sogar beim »Moskauer Herbst« gespielt.

Die neue Reisefreiheit ließ auch die Option zur Emigration ins Ausland zu. Nachdem die Situation in der Sowjetunion immer mehr eine Krise heraufzubeschwören schien, hielten es Elena Firsova und ihre Familie für sicherer, das Land zu verlassen. Da für sie England schon immer eine Art Traumziel dargestellt hatte, nutzten sie die Gelegenheit einer Einladung nach Cambridge zur endgültigen Ausreise. In dieser Zeit hatte Elena Firsova auch ihre Kammeroper »Die Nachtigall und die Rose« nach Oscar Wilde fertiggestellt.

In England mussten sie zunächst zwischen verschiedenen Freunden und Bekannten hin und her reisen, bis sie schließlich an der Universität von Keele eine Stelle und Unterkunft fanden. Von 1993 bis 1997 war Elena Firsova dort als Professorin für Komposition und Composer-in-Residence tätig. Dazu kamen zahlreiche Auftragswerke und Aufführungen. Von 1999 bis 2001 unterrichtete sie in Manchester am Royal Northern College ofMusic Komposition. Im übrigen komponiert sie Auftragswerke für namhafte Institutionen und Interpreten. 2003 wurde das »Requiem« nach dem gleichnamigen Poem von Anna Achmatowa, eines der Hauptwerke Elena Firsovas, im Berliner Konzerthaus uraufgeführt.

(Mit freundlicher Genehmigung auszugsweise entnommen bei Hochschule für Musik und Theater Hamburg)

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