László Tihanyi, Komponist
László Tihanyi, der unser Festival als Composer-in-Residence begleitet und eine Reihe von Kompositionen einschließlich einer Uraufführung beigesteuert hat, stammt aus Budapest. Erste Kompositionsversuche gehen zurück auf einen frühen Unterricht zwischen 1970 und 1974 am Béla-Bartók-Konservatorium. Anschließend konnte er an der Budapester Franz-Liszt-Musikakademie seine Studien in Komposition und Dirigieren fortsetzen mit den jeweiligen Abschlüssen in 1981 und 1982. Bereits ab 1978, also vor seinem Studienabschluss an der Musikakademie, begann er, sich im Lehrbetrieb am Béla-Bartók-Konservatorium, später an der Franz-Liszt-Musikakademie zu etablieren: zunächst als Dozent, dann, ausgestattet mit einer Professur für Musiktheorie, als stellvertretender Rektor.
1989 präsentierte sich László Tihanyi erstmals der Öffentlichkeit als Komponist; seine erste CD erschien 1992. Danach wurden viele seiner Werke in Ungarn und im Ausland aufgeführt, zumeist Stücke für Sinfonie- oder Kammerorchester und Kammermusik. Die meisten dieser Werke waren Auftragsarbeiten, so für den ungarischen Rundfunk, das Ensemble Contrechamps, Radio France oder das Bath Festival. Aufführungen in New York (an der Juillard School) oder im Opernhaus Bordeaux folgten. 1994 begann der bis heute andauernde Exklusivvertrag mit Editio Musica Budapest. CD-Veröffentlichungen besorgen zumeist Hungaroton oder BMC Records.
László Tihanyi ist als Komponist wie als Dirigent einer der meistbeschäftigten Musiker Ungarns. Nahezu zehn Jahre leitete er das Sinfonieorchester der Technischen Universität Budapest. Er ist seit dem Jahr 1985 Gründer und Leiter des Ensemble Intermodulation, das sich mit der Musik des 20. Jahrhunderts beschäftigt. In fast allen bedeutenden Musikzentren Europas hat er mit so ausgesuchten Gruppierungen für zeitgenössische Musik wie dem Ensemble Modern, dem Ensemble Contrechamps und der Musikfabrik gearbeitet.
Als Péter Eötvös mit Bruno Madernas »Hyperion« auf Tournee ging, nahm er László Tihanyi als Zweitdirigenten mit. Eine große Zahl an Preisen runden das Bild eines Musikers, der beharrlich (und letztendlich erfolgreich) seine musikalischen Ideen verfolgt hat. Die kleine Auswahl der beim Kemptener Kammermusikfestival präsentierten Werke können einen kleinen Einblick in die musikalische Welt unseres Composerin-Residence geben, die nicht nur aus der korrekten Anwendung theoretischer Kompositionstechniken besteht, die vielmehr ein lebendiger Spiegel nicht zuletzt der Kultur seiner Heimat Ungarn ist.