Nicolas Bacri, Komponist
Angelehnt an die von Karol Beffa und Helene Thiebault verfasste Biographie und mit den notwendigen Aktualisierungen versehen stellen wir unseren Composer-in-Residence vor, ohne damit seinen eigenen Erläuterungen im Komponistengespräch am Samstag vorzugreifen:
Das bisherige Werk von Nicolas Bacri, 1961 in Paris geboren, umfasst inzwischen mehr als hundert Kompositionen, darunter sechs Sinfonien, sieben Streichquartette, sechs Kantaten, vier Trios für Klavier und fünfzehn Konzerte für Klavier, zwei Klaviere, Violine, Bratsche, Violoncello, Flöte, Oboe, Klarinette und Trompete und anderes mehr. Zahlreiche Kompositionsaufträge und Aufführungen zeugen von der hohen Anerkennung, die sein Werk erfährt. Vor kurzem wurde seine 6. Sinfonie aufgenommen, die von Radio-France für das Orchestre National de France und Leonard Slatkin in Auftrag gegeben wurde. Der Auftrag für sein Flötenkonzert für Philippe Bernold und das Orchestre de Cannes kam vom Kultusministerium, und das eigens für den Concours International Maurice Andre komponierte 2. Trompetenkonzert Im Angedenken J. S. Bachs wurde vom Ensemble Orchestral in der Pariser Salle Pleyel aufgeführt. Sein für die Stadt Paris geschriebenes Divertimento für Klavier, Violine und Orchester wurde vom Orchestre Philharmonique de Radio-France im Theätre du Chätelet aufgeführt und direkt von France Musique sowie über Fernsehen ausgestrahlt.
Die musikalische Laufbahn von Nicolas Bacri beginnt im Alter von sieben Jahren mit dem Klavierunterricht; anschließend folgt das Studium der Harmonielehre, des Kontrapunkts, der musikalischen Analyse und der Komposition bei Francoise Gangloff und Christian Manen und ab 1979 bei dem aus Deutschland stammenden Komponisten Louis Saguer. Von 1980 an besucht er das Pariser Konservatorium, wo er von Claude Ballif, Marius Constant, Serge Nigg und Michel Philippot unterrichtet wird. 1983 schließt er seine Ausbildung dort mit dem ersten Komponistenpreis ab und geht für zwei Jahre als Stipendiat an die Academie de France in Rom (Villa Medici). In diese Zeit fällt die entscheidende Bekanntschaft mit Giacinto Scelsi. 1987 ernennt Radio-France ihn zum künstlerischen Beauftragten für Kammermusik.
Diesen Posten gibt Nicolas Bacri jedoch 1991 auf, um sich als Stipendiat der Casa de Velasquez ausschließlich der Komposition zu widmen (bis 1993). Von 1993 bis 1996 ist er, unterstützt von der Stiftung Natexis, regelmäßiger Gast bei französischen Orchestern als Komponist und wird mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet; unter anderem 1993 mit dem Grand Prix du Disque sowie mit mehreren Preisen der S.A.C.E.M. und der Academie des Beaux Arts.
Seit der Aufführung seines ersten Konzerts für Violine anlässlich der ersten Konzertreihe bei Radio-France unter dem Titel Perspektiven des XX. Jahrhunderts (1985) hat Nicolas Bacri regelmäßig Aufträge von Radio-France, dem Kultusministerium sowie verschiedenen Orchestern, Solisten und Festivals erhalten. Nachdem seine Musik eine gewisse Zeit lang in einer konstruktivistischen, postwebernschen Ästhetik verankert war, deren Höhepunkt die Elliott Carter gewidmete Symphonie Nr. 1 darstellt, hat sie seit dem Konzert für Violoncello aus dem Jahr 1987 (das Henri Dutilleux gewidmet ist) zunehmend an die melodische Kontinuität der vorherrschenden Ästhetik der Nachkriegszeit angeknüpft.. Weit davon entfernt, einen Rückschritt im Sinne Adornos darzustellen, trägt diese Wendung dazu bei, dass Nicolas Bacri beispielhaft für die zeitgenössische Ästhetik, eine Ästhetik der Versöhnung ist. Neben den besten Orchestern und Ensembles Frankreichs, wie dem Orchestre National de France, dem Orchestre Philharmonique de Radio-France und anderen wurde die Musik von Nicolas Bacri auch von ausländischen Künstlern mit internationalem Renommee interpretiert, unter anderem von Peter Bruns, Semyon Bychkov, Vassiii Lobanov, Pieter Wispelwey, dem Lindsay Quartett, dem Sinfonieorchester des WDR Köln, dem Philharmonia Orchestra London und vielen anderen.